Galerie zur Schützenlaube, Schützenhausgasse / Ecke Obere Stampfengasse, 3930 Visp


Anna Sommer

„Papercuts“

Wenn man Papierschnitte hört, denkt man wohl an die allgemein bekannten Scherenschnitte, welche mit meist aus schwarzem Papier auf weissem Grund oder umgekehrt gestaltet sind.

Ganz anders sind die Werke von Anna Sommer:
Ihres sind illustrative und plakative Collagen. Mit dem Japanmesser, auch Cutter genannt, schneidet sie die einzelnen Bildelemente aus farbigem, buntem oder gemustertem Papier. Auch Seiden und Tortenpapier oder Tapeten eignen sich bestens, verleihen sie doch dem Bild eine charakteristische Note.
Bevor sie die Elemente mit Sprühleim aufklebt, kann sie diese spielerisch verschieben und sich so an das endgültige Bild herantasten.

„Motivation zum Zeichnen war immer das Geschichtenerzählen. Auch in einzelnen Bildern habe ich immer Geschichten erzählt“, sagt die Künstlerin über ihre Arbeit.

Als ich die Collagen von Anna Sommer genauer betrachtete, war ich verblüfft, was sie alles mit dieser Technik zu kreieren und auszudrücken vermag.
Tatsächlich erzählen sie Geschichten mit Humor und Charme, obwohl sie eigentlich selten fröhlich sind. Oft sind sie frech, boshaft, frivol und schräg und darum wirken die Bilder wohl so lebendig und erfrischend.
Ihre Figuren sind meistens Frauen, oft zusammen mit einem Tier, mit welchem sie in fürsorglicher oder spielerischer Art beschäftigt sind.
Angereichert mit vielen kleinen und banalen Details wie ein kleiner Ball, eine angegessene Frucht, ein offenes Buch oder ein ausgezogener Schuh, wie selbstverständlich dazugehörend, entsteht ein Ganzes und somit eine Geschichte, welche einen Moment aus dem Alltag oder sonst aus dem Leben erzählt.
Aus den Figuren sprechen je nachdem Gefühle wie Melancholie oder Einsamkeit, aber auch Zärtlichkeit, Nachdenklichkeit oder Langeweile; Seelenzustände, die in allen Menschen innewohnen. Man könnte sich selbst darin wieder erkennen.

Nicht selten ist Mensch und Tier zu einer Figur verschmolzen, was beim Betrachter urmenschliche Gefühle auszulösen vermag und ihn in eine zauberhafte Märchenwelt verführt.

Ja, Geschichten erzählen ist das Leben von Anna Sommer. Schon als Kind tat sie dies zeichnend, damals noch am liebsten Frauen in Stöckelschuhen.

Anna Sommer ist 1968 in Aarau geboren und aufgewachsen und lebt und arbeitet in Zürich.
Nach einer Ausbildung als Grafikerin und einem Grundkurs an der Zürcher Hochschule der Künste, ist sie seit 1996 freischaffend als Illustratorin und Comiczeichnerin tätig.

Sie illustriert regelmässig in verschiedenen Zeitungen und Magazinen, wie NZZ Foglio, DU oder „die Zeit“ und für viele weitere Aufträge.
Zudem hat sie zusammen mit dem Kinderarzt Michael Grotzer schon mehrere Kinderbücher realisiert, in welchen verschiedene Krankheiten und deren Behandlungsformen thematisiert werden und als Unterstützung mit dem Umgang dieser Krankheiten gedacht ist.

Anna Sommer hat auch schon einige Bücher veröffentlicht, darunter auch einige Comicalben. In diesen erzählt sie mit ihren Zeichnungen aus Tusche und Feder, oft auch ohne Text oder Sprechblasen, wie in ihren Bildern, humorvoll und subtil schräge Geschichten aus dem Leben von Frauen und ihren Mitmenschen. Deren Abgründe und Geheimnisse werden enthüllt, Fantasien mit unglaublicher Durchtriebenheit und Verrücktheit in einem scheinbar banalen Alltag dargestellt.

Für ihr erstes dieser Bücher hat sie vor 20 Jahren den Prix d’humeur am Festival de la bande dessinée in Sierre erhalten und im Jahr 2006 die Auszeichnung „das Werkjahr für Comic“ von der Stadt Zürich.

Die Künstlerin hat schon viele Ausstellungen realisiert und in unzähligen Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt mitgewirkt.

Heute gestaltet sie ihre Illustrationen vorwiegend mit der Papierschnitttechnik.

Immer wieder hält sie auch Papierschnitt-Work-Shops an verschiedenen Kunsthochschulen oder im Rahmen von Ausstellungen.

Dem Ideenreichtum zu ihren Geschichten scheinen Anna Sommer keine Grenzen gesetzt zu sein und sich darin einzulassen, ist geradezu Inspiration für die Fantasie eigener Geschichten darin zu erkennen.

Viele Vergnügen!

Pascale Schürch, Mai 2017