NICE TO BE HERE
BERND KNIEL ist Glaskünstler. In seine innovativen Glasobjekte integriert er Fotografie und kreiert ungewohnte Objekte von transparenter Schönheit.
Seit der Erfindung der Fotografie streben die Protagonisten dieser Kulturtechnik zu immer besseren Resultaten ihrer Obsession. Vor allem Männer unterliegen diesem Drang nach besserer Auflösung und moderneren Kameras und unterhalten damit einen Industriezweig, der genau das bietet: Scheinbare Innovation mittels immer fortschreitender technischer Entwicklung. So ist es auch mit Autos, Waffen und Satelliten.
Bernd Kniel hat sich diesem Drang entzogen und seinen eigenen Wahn entwickelt: Immerzu neue Kameras zu bauen, aus alten Kisten oder neuen 3D-gedruckten Kameragehäusen. Und darin platziert er Polaroid-Filme oder Cyanotypie-Papiere und macht etwas scheinbar Unsinniges: Unscharfe Fotos: Mit allen reizvollen Fehlern, die die analoge Fotografie zu bieten hat: Kratzer, Flecken, Halos, Komas, Aberration.
Diese Bilder dienen ihm als Legitimation seines Gestaltens. Sie sind Zeugnis einer Obsession. Und in jedem Bild bildet sich auf metaphysische Weise auch die Kamera ab, aus der es geboren wurde. Diese Kameras sind in sich selbst kleine Kunstwerke, Objektivblenden zu Pinhole-Löchern verengt, mit Spiegeln, Klebern und schwarzer Farbe modifiziert. Nebst Polaroid-Sofortbildfilmen hat er auch Modelle gebaut, die einem IPhone als Camera Obscura-Hotel dienen. Schiebt man das Telefon in die schwarze Box, kann damit ein obskures Bild von einer Mattscheibe fotografiert werden. Und diese Box macht etwas, was keine App schafft: Eine haptische magische Erfahrung. Und genau die schreibt sich in die Bilder ein.
Hans-Jörg F. Walter
Photographer & Editon
Bildredaktor NZZ
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